Die Nonfiktionale 2025 - Vielen Dank!
Nach vier intensiven Festivaltagen ist die 17. Nonfiktionale zu Ende gegangen! Wir alle haben die Begegnungen vor Ort, die interessanten Diskussionen und Gespräche sehr genossen! Vielen Dank an alle Filmemacherinnen und Filmemacher, die zu uns nach Bad Aibling gekommen sind und unser wunderbares Publikum, das diese Tage für uns zu einem so tollen Erlebnis gemacht haben.
Impressionen 2025
Preisträgerfilme
Im Rahmen der Preisverleihung 2025 vergab unsere Jury, bestehend aus Aldo Gugolz, Michelle Koch und Michael Palm folgende Preise:
Nonfiktionale-Preis der Stadt Bad Aibling
Der mit 2.000 Euro dotierte Nonfiktionale-Preis der Stadt Bad Aibling geht an:
Im Prinzip Familie
von Daniel Abma
Begründung der Jury:
Die Gründe für ihren Aufenthalt sind unterschiedlich, doch allen mangelt es an Stabilität, Orientierung und Zuneigung. Was ihre Eltern ihnen nicht zu geben vermögen, versuchen drei Erzieher:innen zu kompensieren, die fünf Kindern in einer Wohneinrichtung in idyllischer Natur ein temporäres Zuhause bieten und dabei im Schichtdienst weitaus mehr leisten als Wäsche waschen, Medikamente verabreichen, Schulbrote schmieren und Telefonate mit Behörden, Bildungsträgern und Eltern führen. Niemals bewertend, sondern stets respektvoll, empathisch und voller Anerkennung für die Ausdauer und Kraft, mit der sowohl die jungen als auch erwachsenen Protagonist:innen ihren Alltag bestreiten, Enttäuschungen, Stress und psychischem Druck standhalten, begleitet der Film diese „Familie auf Zeit“ über mehrere Jahre. Dabei gelingt es Daniel Abma ob der Schwere des Themas, die Ambivalenz des Lebens und die Herausforderungen von Beziehungsarbeit mit großer Leichtigkeit in der Schwebe zu halten.
Der Film wird am Mittwoch, 26.03. um 19:30 Uhr noch einmal gezeigt!
Dedo-Weigert-Film-Kamerapreis
Der von Dedo-Weigert-Film gestiftete Sachpreis in Form einer Felloni-LED-Flächenleuchte, samt Zubehör geht an
Heute mit Zucker und morgen weiss ich noch nicht
von Annaka Minsch und Léon Hüsler
Kameramann: Balz Auf der Maur
Begründung der Jury:
Der Tod ist nah – buchstäblich um die Ecke. In einem Hospiz irgendwo in der Zentralschweiz vermisst der Film die Topografie einer Institution, in der die letzten Tage von Menschen begleitet und verwaltet werden. Die Kamera verharrt in Vor-Räumen, Korridoren und begrünten Innenhöfen des Hauses, sucht nie nach Sensationen und insistiert auf respektvoller Distanz. Ganz nah hingegen hören wir im Ton die Gespräche der Pfleger*innen mit Sterbenden, die wir nicht sehen: Sätze des Trosts, letzte Worte und Laute und gelegentlich die Aussicht darauf, dass es morgen vielleicht weiter geht. Auf diese Art entsteht ein kollektiver Dialog von Stimmen und geisterhaften Körpern zwischen Routine und Empathie, eingerahmt von den Räumen des Sterbehauses: Das Hospiz als rätselhafter Terminal. Ab und zu schleicht eine Katze um die Ecke. Wir gratulieren den Regisseur*innen Annaka Minsch und Léon Hüsler und besonders dem Kameramann Balz auf der Mauer zu dieser dichten meditativen Studie.
Lobende Erwähnung
Kamerafrau Laura Köhler nahm die lobende Erwähnung entgegen für
Heimweh
von Maja Bresink
Begründung der Jury:
Nach einem Bild von bunten Wiesenblumen könnte die Handlung am Anfang noch kurz ins Positive gehen. Doch dann verbergen Wände und Fensterläden eines alten verlassenen Hauses eine tiefe Verletzung im Halbdunkel. Köper und Seele verschliessen sich ab jetzt für lange Zeit der Aussenwelt. In ihrem Film HEIMWEH bringt Maja Bresnik behutsam Licht in eine dunkle Erinnerung. Die Zeit aber heilt von sich aus keine Wunden, wir müssen es selber tun, damit das rissige Haus irgendwann wieder bereit ist sich dem Licht zu öffnen. Mit HEIMWEH ist der Filmemacherin eine in sich stimmige poetische Metapher gelungen, die uns tief berührt und dazu anregt, Verletzungen ans Licht zu holen, damit sie genesen können.
Bürgerpreis
Der mit 500 Euro dotierte Bürgerpreis wurde von der Schülerjury betehend aus Elisa Englhauser, Lena Vidal und Sonja Schmid verliehen an den Film
Sieben Winter in Teheran
von Steffi Niederzoll
Begründung der Jury:
Der Film von Steffi Niederzoll rückt ein Thema in den Fokus, über das man hierzulande wenig weiß. Eine junge Frau wird zu Unrecht zum Tode verurteilt, nachdem sie aus Notwehr einen Mann erstochen hat. Die Zuschauer werden auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen. Über einen Zeitraum von sieben Jahren erleben sie den Kampf der schuldig Gesprochenen und ihrer Familie für Gerechtigkeit mit. Indem Tagebucheinträge, Interviews und heimlich gedrehte Handyaufnahmen ineinander verwoben werden, beleuchtet die Filmemacherin anhand einer Geschichte das frauenfeindliche System im Iran. „Sieben Winter in Teheran“ überzeugt durch das Erschaffen einer unmittelbaren Nähe zum Geschehen, weshalb er für uns ein würdiger Träger des Bürgerpreises ist.
Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich!!

Die 17. Nonfiktionale - vom 20. bis 23. März 2025
Stand diesmal unter dem Motto "Ans Licht"
Dokumentarfilm bedeutet Sichtbarkeit. Menschen und ihre Geschichten ins Rampenlicht zu rücken, ist für Filmschaffende Alltag und moralisches Dilemma zugleich. Insbesondere wenn bisher geheim Gehaltenes oder Verborgenes öffentlich gemacht wird. Im filmischen Raum werden in Dunkelheit getauchte Ecken hell ausgeleuchtet. Bisher Unausgesprochenes wird laut. Verfälschtes wird ins richtige Licht gerückt. Der Drehprozess wird so zum Katalysator oder Korrektiv.
Wie gelingt dabei der Spagat zwischen Respekt vor der Privatsphäre und einem begründeten gesellschaftlichen oder politischen Interesse? Wo gilt es, aufzudecken und Transparenz auch gegen Widerstände herzustellen? Wo müssen filmische Mittel gefunden werden, um die Identität der Protagonisten bewusst zu verbergen, um sie zu schützen?
Mit unserem Motto "Ans Licht" zeigen wir Filme, die sich im Spannungsfeld von Privatsphäre und Öffentlichkeit, Transparenz und Verschleierung, Geheimnis und Enthüllung positionieren und aus der Reibung, im Privaten wie auch im Politischen, Funken schlagen.
Wir danken unseren Förderern und Sponsoren!
